Ich habe diese
Website 1999 eingerichtet, und seitdem begleitet sie mich. Für mich ist
sie ein Dokument meiner lebenslangen Versuche, mich selbst, meine Arbeit,
Wissenschaft und Forschung und mein Interesse an anderen Menschen, aber
auch an Technologien, in einen sinnvollen Zusammenhang zu
bringen. Eine besondere Bedeutung haben die Bilder von mir, von
einigen anderen Menschen, von Räumen, Gebäuden und Landschaften. Sie
helfen mir, darzustellen, was ich nicht in Sprache ausdrücken kann, was
aber mitgeteilt sein will und sich eben eigene Wege sucht.
Ich bin im Rheinland aufgewachsen, in
Düsseldorf, habe im Ruhrgebiet studiert und gearbeitet und bin dann immer
weiter nach Norden gezogen, nach Osnabrück und dann (beruflich, nicht
residentiell) nach Vechta, in eine sehr kleine Universitätsstadt mit
einer jungen und ebenfalls sehr kleinen Uni. Als ich das neulich einem
jungen Mann erzählte, der seit Jahren in Berlin lebt, bekam ich zu
hören: "Mein Gott, das wird ja immer schlimmer..." Das hat mich
veranlasst, mir selbst die Frage zu stellen, ob meine Biographie eine
Geschichte des Abstiegs ist, Ausdruck des Verfalls einer Familie, die in
einer rheinischen Industriemetropole mit Werkzeugmaschinen und
Messinstrumenten begann, um Generationen später mit rasch-skalierten
Kompetenztests an
einer ländlichen Universität zu enden. Wie die Antwort auf diese Frage
ausfällt, hängt vor allem von meiner Stimmung ab. Außerdem habe ich
eine besondere Vorliebe für (vermeintliche) Dekadenz. Nicht von meiner
Stimmung abhängig ist aber ein anderes Merkmal meiner Persönlichkeit.
Ich habe mich nie darum gekümmert, was andere für wertvoll und
angemessen halten, wo sie Glanz und Glorie vermuten. Da habe ich meine
ganz eigenen Maßstäbe. Ich bin ehrgeizig und ruhmsüchtig. Aber die
Kriterien für Ruhm und Ehre sind in meiner Vorstellungswelt schon recht
eigensinnig. Was die objektive
Seite angeht, ist erwiesen, dass das (urbane oder ländliche) Umfeld einer
Universität nicht mit ihrer Qualität korreliert.
Auf dieser Website finden Sie
Präsentationen, Texte, Bilder, Literaturlisten, Hinweise auf eigene
Publikationen, insbesondere auf Bücher. Das sind Mittel zu dem Zweck,
bestimmte Ideen zu verbreiten und Wissen mit anderen zu teilen. Vielleicht
gibt es inzwischen wirkungsvollere Mittel, aber ich mache derzeit von dem
Gebrauch, was mir vertraut ist. Ich zeige auf dieser Website auch etwas
von mir selbst. Vielleicht, ja wahrscheinlich sogar mehr, als sachlich
notwendig ist. Das führe ich darauf zurück, dass ich mich immer
konsequenter den Forschungsfragen zugewandt habe, die mir auch den
Menschen näher bringen. Ich bewege mich gern auf dieser Grenze und halte
das für produktiv.
Aber ich bin auch fasziniert von
technologischen Lösungen für Probleme der Verknüpfung von Informationen
und von mathematischen Modellen, die es ermöglichen, Dinge zu erfassen,
die unsichtbar und ungreifbar sind und bleiben. Das hat vielleicht auch
mit meinem Großvater zu tun, der in Düsseldorf und Gera ein
erfolgreiches Unternehmen aufbaute, das sich auf Messwerkzeuge
spezialisierte. Schon als kleiner Junge fand ich Mikrometerschrauben
faszinierend, weil sie es ermöglichen, Längen zu messen, die so klein
sind, dass man sie mit bloßem Auge gar nicht erkennen kann. Gerade das Pendeln
zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiver Messung halte ich für
fruchtbar; und ich finde es ungeheuer aufregend. Messen ist für mich eine
essentielle Voraussetzung für die Arbeit mit Modellen und für eine Form
des Denkens, die John Dewey als Probehandeln bezeichnete. Professionelles Handeln
in der pädagogischen Praxis besteht zwar nicht darin, dass allgemeine
wissenschaftlich überprüfte und empirisch gültige Gesetzesaussagen auf den Einzelfall
angewendet werden. Wendet man theoretische Kategorien auf den Einzelfall
an, passen sie fast nie. Aber schon der Versuch, sie anzuwenden, regt zur
Differenzierung an. Professionelles Handeln beruht auch auf Intuition und
Inspiration, auf Gefühl und Körperempfinden. Aber
professionelle pädagogische Praxis besteht in Handlungen eines Selbst,
das neben seinen Erfahrungen eben auch über wissenschaftliche Theorien und
forschungsmethodologische Kompetenzen verfügt und dieses Wissen in seine
Reflexionen und Handlungsentwürfe einbezieht. Die Konstruktion von auf den Einzelfall bezogenen
Ideen, die das Handeln begleiten, speist sich auch aus wissenschaftlichen
Quellen. Auch.
Besonders inspirierend finde ich gerade die
Spannung zwischen Reflexion im intuitiven Vollzug der Praxis und
wissenschaftlich überprüftem Wissen, zwischen auf den Einzelfall
bezogenen von mir selbst erdachten Kategorien und wissenschaftlichen
Kategorien und Modellen auf der Grundlage exakter Messungen. Derzeit fällt es mir schwer, diese
Begeisterung für das Pendeln zwischen epistemologischen Rahmen in meinen Vorlesungen gegenüber zweihundert oder dreihundert
Anwesenden überzeugend zum Ausdruck zu bringen. Aber ich bin sicher, dass
ich auch dafür einen Weg finden werde. Wenn
ich bei einer Evaluation meiner Vorlesungen in einzelnen Dimensionen
schlecht abschneide, sehe ich darin Hinweise auf Fehler, die ich mache.
Und immer weiter reproduzieren würde, wenn die Evaluationsergebnisse mich
nicht irritieren und ärgern würden. Evaluationen schützen vor
Größenwahn. Und wenn sie gut sind, schärfen sie den Blick fürs Detail.
Sie verfeinern. Ende 2017, mittlerweile 68
Jahre alt, habe ich endlich das Gefühl, Zeit genug für das zu haben, was
mich am meisten interessiert. Die Schönheit der Welt und die Frage nach der
Wirklichkeit, nach den Möglichkeiten der Erkenntnis und den Prinzipien der
Vernunft. Und die Leidenschaft für den einzelnen Menschen. Und Schwimmen.... |