Über mich und meine Website


 

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2017
 

 

Ich habe diese Website 1999 eingerichtet, und seitdem begleitet sie mich. Für mich ist sie ein Dokument meiner lebenslangen Versuche, mich selbst, meine Arbeit, Wissenschaft und Forschung und mein Interesse an anderen Menschen, aber auch an Technologien, in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Eine besondere Bedeutung haben die Bilder von mir, von einigen anderen Menschen, von Räumen, Gebäuden und Landschaften. Sie helfen mir, darzustellen, was ich nicht in Sprache ausdrücken kann, was aber mitgeteilt sein will und sich eben eigene Wege sucht. 

Ich bin im Rheinland aufgewachsen, in Düsseldorf, habe im Ruhrgebiet studiert und gearbeitet und bin dann immer weiter nach Norden gezogen, nach Osnabrück und dann (beruflich, nicht residentiell) nach Vechta, in eine sehr kleine Universitätsstadt mit einer jungen und ebenfalls sehr kleinen Uni. Als ich das neulich einem jungen Mann erzählte, der seit Jahren in Berlin lebt, bekam ich zu hören: "Mein Gott, das wird ja immer schlimmer..." Das hat mich veranlasst, mir selbst die Frage zu stellen, ob meine Biographie eine Geschichte des Abstiegs ist, Ausdruck des Verfalls einer Familie, die in einer rheinischen Industriemetropole mit Werkzeugmaschinen und Messinstrumenten begann, um Generationen später mit rasch-skalierten Kompetenztests an einer ländlichen Universität zu enden. Wie die Antwort auf diese Frage ausfällt, hängt vor allem von meiner Stimmung ab. Außerdem habe ich eine besondere Vorliebe für (vermeintliche) Dekadenz. Nicht von meiner Stimmung abhängig ist aber ein anderes Merkmal meiner Persönlichkeit. Ich habe mich nie darum gekümmert, was andere für wertvoll und angemessen halten, wo sie Glanz und Glorie vermuten. Da habe ich meine ganz eigenen Maßstäbe. Ich bin ehrgeizig und ruhmsüchtig. Aber die Kriterien für Ruhm und Ehre sind in meiner Vorstellungswelt schon recht eigensinnig. Was die objektive Seite angeht, ist erwiesen, dass das (urbane oder ländliche) Umfeld einer Universität nicht mit ihrer Qualität korreliert.   

Auf dieser Website finden Sie Präsentationen, Texte, Bilder, Literaturlisten, Hinweise auf eigene Publikationen, insbesondere auf Bücher. Das sind Mittel zu dem Zweck, bestimmte Ideen zu verbreiten und Wissen mit anderen zu teilen. Vielleicht gibt es inzwischen wirkungsvollere Mittel, aber ich mache derzeit von dem Gebrauch, was mir vertraut ist. Ich zeige auf dieser Website auch etwas von mir selbst. Vielleicht, ja wahrscheinlich sogar mehr, als sachlich notwendig ist. Das führe ich darauf zurück, dass ich mich immer konsequenter den Forschungsfragen zugewandt habe, die mir auch den Menschen näher bringen. Ich bewege mich gern auf dieser Grenze und halte das für produktiv. 

Aber ich bin auch fasziniert von technologischen Lösungen für Probleme der Verknüpfung von Informationen und von mathematischen Modellen, die es ermöglichen, Dinge zu erfassen, die unsichtbar und ungreifbar sind und bleiben. Das hat vielleicht auch mit meinem Großvater zu tun, der in Düsseldorf und Gera ein erfolgreiches Unternehmen aufbaute, das sich auf Messwerkzeuge spezialisierte. Schon als kleiner Junge fand ich Mikrometerschrauben faszinierend, weil sie es ermöglichen, Längen zu messen, die so klein sind, dass man sie mit bloßem Auge gar nicht erkennen kann. Gerade das Pendeln zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiver Messung halte ich für fruchtbar; und ich finde es ungeheuer aufregend. Messen ist für mich eine essentielle Voraussetzung für die Arbeit mit Modellen und für eine Form des Denkens, die John Dewey als Probehandeln bezeichnete. Professionelles Handeln in der pädagogischen Praxis besteht zwar nicht darin, dass allgemeine wissenschaftlich überprüfte und empirisch gültige Gesetzesaussagen auf den Einzelfall angewendet werden. Wendet man theoretische Kategorien auf den Einzelfall an, passen sie fast nie. Aber schon der Versuch, sie anzuwenden, regt zur Differenzierung an. Professionelles Handeln beruht auch auf Intuition und Inspiration, auf Gefühl und Körperempfinden. Aber professionelle pädagogische Praxis besteht in Handlungen eines Selbst, das neben seinen Erfahrungen eben auch über wissenschaftliche Theorien und forschungsmethodologische Kompetenzen verfügt und dieses Wissen in seine Reflexionen und Handlungsentwürfe einbezieht. Die Konstruktion von auf den Einzelfall bezogenen Ideen, die das Handeln begleiten, speist sich auch aus wissenschaftlichen Quellen. Auch.  

Besonders inspirierend finde ich gerade die Spannung zwischen Reflexion im intuitiven Vollzug der Praxis und wissenschaftlich überprüftem Wissen, zwischen auf den Einzelfall bezogenen von mir selbst erdachten Kategorien und wissenschaftlichen Kategorien und Modellen auf der Grundlage exakter Messungen. Derzeit fällt es mir schwer, diese Begeisterung für das Pendeln zwischen epistemologischen Rahmen in meinen Vorlesungen gegenüber zweihundert oder dreihundert Anwesenden überzeugend zum Ausdruck zu bringen. Aber ich bin sicher, dass ich auch dafür einen Weg finden werde. 

Wenn ich bei einer Evaluation meiner Vorlesungen in einzelnen Dimensionen schlecht abschneide, sehe ich darin Hinweise auf Fehler, die ich mache. Und immer weiter reproduzieren würde, wenn die Evaluationsergebnisse mich nicht irritieren und ärgern würden. Evaluationen schützen vor Größenwahn. Und wenn sie gut sind, schärfen sie den Blick fürs Detail. Sie verfeinern.

Ende 2017, mittlerweile 68 Jahre alt, habe ich endlich das Gefühl, Zeit genug für das zu haben, was mich am meisten interessiert. Die Schönheit der Welt und die Frage nach der Wirklichkeit, nach den Möglichkeiten der Erkenntnis und den Prinzipien der Vernunft. Und die Leidenschaft für den einzelnen Menschen. Und Schwimmen....

Herbst 2017
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