Effektive Bildung - ein pädagogisches Leitbild


Effektive Bildung (effective education) ist eine Form der Unterstützung persönlicher Lern- und Entwicklungsprozesse, die evidenzbasiert (also auf empirischer Forschung und Evaluation aufbauend) zentrale Bildungsziele verfolgt. Dazu gehören Kompetenzen, Einstellungen, innerer Reichtum durch seelische Ressourcen und vor allem Identität und Individualität. 

Werte und Ziele zu haben, ist mir wichtig, weil ich sonst nicht entscheiden kann, was ich tun oder lassen soll. Ich möchte erfinden, schaffen, genießen und mit mir selbst im Einklang leben. Meine Arbeit hat zum Ziel: andere Menschen dabei unterstützen, etwas für sie persönlich Bedeutsames zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Dabei ist mir nicht so wichtig, ob diese Menschen achtzehn Monate alt, achtzehn Jahre alt oder achtzig Jahre alt sind und in welchem institutionellen Kontext die von mir mitgestalteten Lernprozesse ablaufen. Bereits in der Antike und klar erkennbar auch in der Renaissance waren Lehrkräfte im weiteren Sinne nicht nur für Kinder und Heranwachsende zuständig, sondern auch für Erwachsene. Viele von ihnen boten ihre Leistungen öffentlich auch erwachsenen Zielgruppen an und lebten von der Bildungsarbeit. Weil ich jeden Tag mit vielen Menschen zu tun habe, sehe ich oft genug, dass persönliche Potenziale unerkannt bleiben oder wenig gepflegt werden. Eine meiner Aufgaben ist es, mit sanften Methoden der Information und Beratung auf diese achtlos behandelten Potenziale aufmerksam zu machen. 

Ich möchte dabei in einem Klima arbeiten, das gekennzeichnet ist durch Respekt, Freundschaft, Vertrauen, Gerechtigkeit, Kompetenz und spielerische Leichtigkeit. Professionalität ist mir ein zentrales Anliegen, aber ich glaube, dass Professionalität im Kern paradox ist. Da heißt, sie gelingt nur dort, wo professionelle Pädagogen bereit sind, ihr professionelles Selbst in entscheidenden Momenten aufzugeben. Auch aus dieser theoretischen Überlegung heraus riskiere ich auf meinen Websites ab und an meinen (hoffentlich) ganz guten Ruf und verstecke mich auch nicht immer hinter der Maske des wissenschaftlichen Akteurs.

Wissenschaftlich gesehen, interessieren mich - bezogen auf Ziele und Werte - folgende Fragen: Ist der Ehrliche - wie der Volksmund sagt - "der Dumme"; anders ausgedrückt: Haben Menschen, die sich an ethischen Standards orientieren, mit ihren Handlungen im Beruf und im Privatbereich weniger Erfolg, mehr Erfolg, genauso viel Erfolg wie Menschen, die sich eher an situativ bedingten Zielen orientieren? Und wie ist das bei Unternehmen, bei Bildungseinrichtungen, bei Großbanken, bei Softwareunternehmen? Können die sich außer an betriebswirtschaftlichen und branchentypischen Zielen auch an ethischen Kriterien orientieren? Wenn sie es tun, schadet es ihnen?

Meine Hypothese: Individuen und Organisationen, die sich außer an Kriterien wie Effektivität und Effizienz auch mindestens gleichgewichtig an ethischen Standards orientieren, die für ihr Produkt, ihre Dienstleistung, ihre Profession typisch und konstitutiv sind, haben mittel- und langfristig mehr Erfolg als Individuen und Organisationen, die keine ethischen Standards befolgen. Das hängt damit zusammen, dass praktiziertes Ethos menschliche Bindungen begründet und Vertrauen schafft. Und Vertrauen ist in kritischen Situationen selbst für Banken und Softwareunternehmen wichtig, möglicherweise wichtiger als Finanzkapital. Das gilt sowohl für die Beziehung zwischen Unternehmen und Mitarbeitern als auch für die Beziehung zwischen Unternehmen und Kunden bzw. Professionellen und ihren Klienten.

Betrachten wir den Sonderfall der öffentlichen Einrichtung Universität, können wir den Eindruck bekommen, dass Betrug, Täuschung und Intrige nicht nur in der Forschung, sondern im Wissenschaftsmanagement gang und gäbe sind. Möglicherweise gehören sie dazu, und möglicherweise lässt sich ohne eine gewisse kriminelle Energie dort kaum noch auf der politischen Ebene Karriere machen. Das mag so sein, aber wir haben die Wahl, ob wir dieses Spiel mitspielen, ob wir es ungerührt beobachten oder ob wir faule Eier und Tomaten einsetzen, statt Beifall zu spenden und Respekt zu bezeugen. Wie wir überall in der Welt beobachten können, gibt es Momente, in denen die Menschen der Korruption überdrüssig werden und sie beim Namen nennen. Der Ehrliche mag der Dumme sein, aber er bleibt wenigstens auf dem Teppich.